Mein Leben und ich |
Montag, 14. Juli 2025
Zeit der Entscheidungen B186
jessie.blog, 22:42h
Ein weiteres Mal melde ich mich hier mal wieder. Lange ist es her, jedoch habe ich dieses Mal abgewartet, bis ich meinen nächsten Beitrag schreibe, denn ich kann nun behaupten, dass ich alle drei Prüfungen für meine Ausbildung erfolgreich abgeschlossen habe und demnächst meine Abschlussfeier haben werde. Ich möchte gerne nochmal auf alle drei Prüfungen zurückblicken und allgemein auf das einzigartige Schuljahr.
Zuerst muss ich mal schreiben, dass ich es ironisch finde, dass ich alle drei Jahre eine Prüfung ablege. Vor 3 Jahren waren es meine Abiturprüfungen, 3 weitere Jahre vorher meine Abschlussprüfung aus der 10. Klasse. Jetzt habe ich nach einem Jahr meine Ausbildung zur Altenpflegehelferin abgeschlossen und bin sehr stolz darüber. Denn anfangs wusste ich noch nicht genau, ob die Ausbildung etwas für mich ist oder überhaupt dieser Beruf, nach meinem Abi machte ich ein FSJ auf meiner Arbeit im Altersheim und verlängerte diesen um ein halbes Jahr. Das restliche halbe Jahr habe ich als Hilfskraft gearbeitet. Ab September letzten Jahres begann meine Helferausbildung, diese geht nur ein Jahr und ist im Juli sozusagen beendet. Ich finde das irgendwo etwas schade, da die Schulzeit eine nette Abwechslung zur Arbeit war. ich konnte vieles lernen, ich verstand mich mit meinen Klassenkameradinnen sehr gut, vor allem mit den 40-50 Jährigen (teilweise) Müttern, ich konnte erstmals zeigen, was in mir steckte und half denen den Stoff zu verstehen, wenn sie Hilfe brauchten. Sie halfen auch mir bei alltäglichen Problemen und ich konnte mich gut austauschen mit den Anderen. Erst wollte ich von Anfang an die Fachkraftausbildung antreten, doch man hatte mir das abgeraten und ich sollte erstmal die Helferausbildung angehen, falls es sonst zu schwer für mich sein sollte. Viele Fachkräfte beschreiben die Helferausbildung als den "easy Mode", der ganze Stoff ist abgespeckter und man weiß das Nötigste, um der Fachkraft zu helfen. Ich kann somit nun Insulin spritzen, Blutzucker messen, allgemeine kleinere Tätigkeiten übernehmen und allgemein eine Hilfe sein. Man ist sozusagen die rechte Hand von der Fachkraft. Im Mai war meine erste Prüfung - die Schriftliche. Dafür hatte ich jedoch eher sporadisch gelernt, ich war im Monat zuvor in der ambulanten Pflege und hatte daher kaum Zeit vernünftig zu lernen. Als wir mit den Prüfungsvorbereitungen anfingen, in der Schule, konnte ich den Stoff viel besser wieder einprägen und lernte, was das Zeug hält. Ich lernte für sämtliche Themen, gemeinsam mit meinen Klassenkameradinnen. Wir sollten in der Vorbereitungsphase sogar schon Karten basteln für unsere Abschlussfeier. Wir teilten uns in Gruppen ein und ich arbeitete natürlich mit den älteren Klassenkameradinnen zusammen. Was einige in der Klasse nicht wussten, war, dass ich als Profilfach Gestaltungs-und-Medientechnik hatte, daher kannte ich mich mit dem Designen einigermaßen aus. Ich habe nicht die perfekte Karte designt und da war bestimmt viel rauszuholen, aber anscheinend wurde meine Karte ausgewählt von allen aus der Klasse. Das fand ich irgendwo amüsant, da anscheinend alle Anderen unsere Karte am besten fanden. Somit wurde meine Karte ausgesucht für unsere Abschlussfeier, darauf bin ich auch ein wenig stolz, ehrlich gesagt. Am Dienstag darauf war unsere schriftliche Prüfung, ich war ein wenig nervös, die Direktorin höchstpersönlich erschien sogar und half beim Verteilen, da war ich ein wenig überrascht. ich schaute mir alle Aufgaben an und fing ruhig an zu schreiben, das, was ich wusste. Zu meinem Glück kamen da gute Themen dran, die für mich "einfach" waren. Ich schrieb und schrieb, verlor dabei die Zeit nicht aus den Augen. ich bin relativ schnell fertig geworden und hatte noch fast 90 Minuten Zeit gehabt, mir nochmal alles Durchzulesen. Man dürfte nicht früher abgeben, daher musste ich warten bis es vorbei war. ich habe mir die schriftliche Prüfung wirklich schwerer vorgestellt, was nicht irgendwie überheblich oder so rüberkommen sollte, nur für das, was man alles lernte, ist das, was in der Prüfung drankommt, nur ein Bruchteil. Wir hatten wirklich Glück gehabt, viele andere aus der Klasse empfanden es auch als eher einfach und hatten es sich schwerer vorgestellt. Die Sache ist, dass die Fragen von unseren Fachlehrern gestellt worden sind, das heißt, sie schicken die Fragen an ein Bundesministerium und dieser sucht sich welche aus, die die Lehrer dann zusammenstellen können. Die Lehrerinnen waren dabei wirklich gnädig. Nach der Prüfung bin ich nach Hause gegangen und war einfach nur noch zufrieden. Die nächste Prüfung fand diesmal auf meiner Arbeit statt, nämlich die praktische Prüfung. Vor dieser Prüfung hatte ich am meisten Angst gehabt, da die wirklich zählte und wenn man diese nicht bestand, hätte man sie nicht verbessern können und müsste ggf. das gesamte Jahr wiederholen. Etwas, was ich ungerne riskieren möchte. Im Juni lief die Arbeit erst normal weiter, nur manchmal bat meine Chefin mich, kleinere Aufträge zu übernehmen, an manchen Tagen hatte sie in der Schicht das Sagen gehabt und da schaute sie genau zu, wenn ich einen Bewohner gepflegt habe. Ich fühlte mich teilweise richtig schrecklich, da ich unnormal viele Fehler machte, sie kommandierte mich die ganze Schicht über herum. Ich sollte im ersten Stock anschließend Blutdruck messen bei jedem Bewohner, natürlich nicht mit der Maschine, sondern mit dem Blutdruckmessgerät, also auf die altmodische Weise: Mit Manometer, Pumpe, Armmanschette etc. etwas, was ich nicht so gut konnte, da meine Ohren sehr empfindlich sind und ich den Druck nie höre von dem Blut. Die Blutzuckermessung habe ich bisher auch nur in der ambulanten Pflege gemacht, auf meiner eigentlichen Arbeit durfte ich es bis zu dem Zeitpunkt noch nicht ausführen. An dem einen Tag als ich am Blutdruckmessen war, wurde ich von der stellvertretenden Leitung angerufen und sie fragte mich, wo ich bleibe, da bald Mittagessen ist und die Leute alle versorgt werden müssten. ich erklärte ihr daraufhin, dass ich noch oben am Messen bin und noch nicht fertig gewesen bin. Ich ging dann runter und sah, wie meine Chefin, die stellvertretende Chefin und eine weitere Auszubildende zusammen im Dienstzimmer vor dem Computer saßen. Also klar, kann sein, dass sie etwas ihr erklärten, aber sie saßen zu dritt da drin, nicht mal einer hatte sich bewegt, um mir beim Mittagessen zu helfen, nur die andere Auszubildende half mir dabei. Auch hinterher sich um die Leute zu kümmern, meine Chefs hingegen haben Pause gemacht und sind gegangen und haben uns alleine gelassen. Es war sowieso alles erledigt, aber ich wusste nicht, wie ich damit umgehen sollte. Die nächsten Schichten wurden anstrengender, einmal kam ich übermüdet zur Arbeit, da ich nur 4h Schlaf hatte, bei der Hitze konnte ich echt nicht schlafen. An diesem Morgen ernannte mich meine Chefin zur Schichtleitung. ICH sollte die Verantwortung für die Schicht tragen. (wahrscheinlich mehr aus dem Grund, weil keine Fachkraft da war), aber sie meinte ich sollte lernen, zur Not einzuspringen, falls keine Fachkraft da ist und es würde mir ja für die Zukunft helfen, damit ich lerne, wie es ist, als Fachkraft irgendwann die Verantwortung zu übernehmen. Ich sollte erstmal unter Anleitung Tropfen machen, Medikamente über die Schicht verteilen und weniger Bewohner als üblich pflegen, da ich sozusagen die Fachkraft bin und mehr Aufgaben habe in der Schicht verteilt über. Die Schicht verlief ganz normal - so wie immer. Ich war nur mit den Anrufen überfordert, da ich es absolut nicht mag zu telefonieren, gerade wenn ich von fremden Nummern angerufen werde, aber so gut es geht, konnte ich mich um alles kümmern. Es wurde sich zwar hinterher beschwert, dass ich dies und das nicht weitergegeben habe, aber es war meine erste eigene Schicht. Es war komisch über meine älteren Kollegen zu entscheiden und diese sozusagen zu herumkommandieren. Ende Juni war es dann soweit und ich sollte meine praktische Prüfung angehen, einen Tag vorher bekommt man Bescheid gesagt, welcher Bewohner gezogen worden ist und welche ärztliche Anordnung man bekommt, zB. Blutdruckmessung, Blutzuckermessung, Medikamente verteilen oder Sauerstoffsättigung messen. Zu meinem Glück hatte ich die letzten beiden, da war ich wirklich dankbar, da sie von allen Aufgaben noch am einfachsten zu bewältigen waren. Die Bewohnerin war auch sehr freundlich und habe mit ihr zusammen eine Biografie erstellt, am Tag vor der Prüfung sollte man nämlich eine Ausarbeitung schreiben und eine Biografie und einen momentanen Zustand über die Person anfertigen. Am nächsten Tag war es soweit und meine Lehrerin war da, aber nicht nur sie, sondern noch meine Klassenlehrerin, die als Zweitprüferin dabei war. Das Problem war: Sie ist bekannt als die strengste Lehrerin in der gesamten Abteilung, daher hatte sie hohe Erwartungen an mich. Ich war nervös und war bereits schon ab 6 Uhr da und bereitete mich zwei Stunden vorher vor. ich war erstmal total nervös und als ich ihre Sauerstoffsättigung gemessen hatte, war dieser Wert relativ niedrig, gefährlich niedrig. Ich versuchte mir jedoch nichts anzumerken, die Bewohnerin war im Grunde auch so wie immer, sie hatte nur ihre Sauerstoffbrille nicht über Nacht angehabt. Danach war die Bremse von ihrem Rollstuhl kaputt, was ich voll ausgeblendet hatte und hielt sie gut fest, selbst die Lehrerin stütze kurz den Rollstuhl, damit sie nicht fällt. Obwohl es immer hieß, sie interagieren nicht wirklich. Auch später machte ich kleinere Fehler, aber ich reflektierte über meine Fehler, am Ende verabschiedeten sie sich und ich wusste jetzt nicht, ob ich bestanden habe oder nicht. Beim ersten Besuch habe ich gerade noch so bestanden und wäre fast durchgefallen, beim zweiten Besuch bekam ich eine deutlich bessere Note und arbeitete wirklich mit meinen Bewohnerinnen zusammen, um ein gutes Ergebnis zu erzielen, was sich auszahlte. Zwischendrin traf ich auf eine (mittlerweile) ehemalige Kollegin von mir. Sie hat beschlossen gehabt ab Juni zu kündigen, was ich sehr schade fand, da sie neben einer anderen Kollegin meine Lieblingskollegin war und ich mich mit ihr super verstand. Sie hatte immer einen sarkastischen Humor gehabt, ich schätzte ihre Ratschläge und einfach ihre Art. Ich konnte vernünftig mit ihr reden und mich für die letzten Jahre bedanken und mich vernünftig von ihr zu verabschieden. Auch sie dankte mir für die gemeinsame Arbeitszeit und wünschte mir viel Glück für die Zukunft und, dass ich die Ausbildung mit Sicherheit bestehen werde. Wir unterhielten uns noch eine Weile und es hat gut getan mit jemanden über die ganzen Probleme auf der Arbeit zu reden. Sie wird mir wirklich fehlen. Auch meinte sie, dass sie es bisher noch nicht gehört bekam, dass man sie auf der Arbeit schätzt und bedankte sich für die netten Worte. 2 Wochen später war es dann so weit und wir sollten an dem Freitag zur Schule gehen, das war vor knapp 1, 1/2 Wochen. Dort wurden uns die Noten mitgeteilt, sowohl von beiden bisherigen Prüfungen, als auch von den anderen Fächern. Die Noten waren alle relativ solide. Ich bekam in der schriftlichen Prüfung eine 1,5. In der praktischen bekam ich eine 4,0 - bestanden. Es hätte besser laufen können, aber bestanden ist bestanden und bin somit zufrieden. Wir bekamen außerdem auch mitgeteilt in welchem mündlichen Prüfungsfach ich die Prüfung ablegen muss, bei mir war das Aktivierung & Unterstützung im Alltag. Das ist das Fach, auf das ich hoffte, da Rechtskunde für mich ein zu trockenes Thema ist, bin daher fine mit dem Thema. Ich lernte fleißig für meine mündliche Prüfung - allerdings nur während der Schulzeit, ich beantwortete die Fragebögen, die wir zum Üben bekamen, schrieb einige Ausarbeitungen und tauschte mich mit meinen Klassenkameradinnen aus. Letzten Donnerstag war es dann soweit und wir hatten alle einzeln 10 Minuten Zeit gehabt, ich sollte ein Blatt auswählen, welches 6 Fragen zu jeweils 3 Themen von entweder Aktivierung oder Unterstützung im Alltag beinhaltete. Ich war so nervös, ich saß wartend vor der Tür und wartete nur darauf, bis die Tür aufging. ich ging nochmal kurz in mir und dachte nach, was ich alles bisher erreicht hatte und dachte nochmal an den einen Moment nach, wie ich mit meinen Bewohnerinnen gemeinsam die Prüfung meisterte. Ein kurzer Schmerz durchzuckte mich als ich über alles nachdachte, was ich erlebt habe auf der Arbeit. Anschließend wurde ich aufgerufen zur Prüfung. Dort saßen 3 Lehrer, einer war der Protokollant und die anderen beiden waren die Prüferinnen, meine zwei Fachlehrerinnen. Ich versuche mich zu beruhigen und versuchte so gut es geht die Fragen mündlich zu beantworten. ich habe mich nur ständig verhaspelt vor Aufregung und bekam keinen richtigen Satz mehr raus, ich war total nervös. Trotz allem konnte ich die Fragen anscheinend gut genug beantworten, manchmal fragte ich mich, was sich wohl die Lehrkräfte dachten, die Mimik war ein wenig einschüchternd. Im zweiten Teil war ich jedoch deutlich besser als im ersten Teil der Fragen. Danach wurde ich entlassen und sollte am nächsten Tag wiederkommen, damit ich erfahre, ob ich bestanden habe oder nicht. Als es vorbei war, bin ich erstmal zusammen mit Nagi und meiner besten Freundin in der Großstadt gewesen und haben den Tag zusammen verbracht. Am nächsten Tag kam ich extra früher zur Schule, da kamen meine Klassenkameradinnen auf mich zu und meinten, man kann bereits seine Note erfahren. Ich ging also hin, total angespannt und öffnete die Tür. Dort saßen sie zu dritt, meine zwei Klassenlehrerinnen und die Abteilungsleiterin, alle am Tisch, als würde man die Höhle der Löwen betreten. Sie baten mich kurz Platz zu nehmen und grinsten mich an. Nach kurzer Zeit sagte mir eine der Klassenlehrerin welche Note ich bekam, nämlich eine 1,5 im Mündlichen. Ich war positiv überrascht, da ich dachte, ich hätte schlechter abgeschnitten. Ich bekam somit eine 2 im Zeugnis für das Fach und habe somit alle drei Prüfungen mit Bravour bestanden. Erstmal war ich total sprachlos und wusste nicht, was ich sagen sollte, aber ich freut mich natürlich über die Note. Glücklich verließ ich den Raum wieder und erzählte es meinen anderen Klassenkameradinnen. Sie freuten sich auch für mich, anscheinend haben alle bestanden bis auf eine Schülerin, da sie sich im Mündlichen leider verschlechterte, das fand ich sehr schade, es wäre schön gewesen, wenn alle bestanden hätten. Aber meine Klassenkameradinnen hatten die Idee gemeinsam Kaffee trinken zu gehen in einer Bäckerei und gemeinsam zu feiern, ich ging mit und wir freuten uns einfach nur, dass wir es alle hinter uns haben. Irgendwo tat es innerlich weh zu wissen, dass man bald Abschied voneinander nimmt und jeder getrennte Wege geht. Das erlebe ich nun zum dritten Mal und auch wenn es nur eine kurze Zeitspanne mit denen war, war es dennoch eine schöne Zeit. Mal sehen, wie die Abschlussfeier wird & allgemein meinen zukünftigen Arbeitsweg. Was wird passieren? Werde ich den Aufgaben gewachsen sein oder werde ich in einer komplett anderen Richtung wechseln? Die Zukunft könnte nicht ungewisser sein. Ich bin gespannt. Die Ausbildung und allgemein die Zeit in den vergangenen drei Monaten hat mir gezeigt, wie sehr ich über meinen eigenen Schatten gesprungen bin und der Tag, an dem ich das Kommando eines Tages übernehmen werde, schneller eintritt als erhofft... ... comment |
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Letzte Aktualisierung: 2025.07.14, 22:42 status
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